Praxis: Temperaturverhalten und Lautstärke
Mit der Einführung der 90nm Prescott Prozessoren hat Intel auch Tcontrol als neues Konzept zur Lüftersteuerung ins Leben gerufen. Bei AMDs Sockel 939 Prozessoren gibt es Tcontrol inzwischen ebenfalls. Dabei sorgt eine Kommunikation von Prozessor und Chipsatz dafür, dass der Lüfter auf möglichst kleiner Drehzahl arbeitet, solange die Tcontrol gesetzten Temperaturwerte unterschritten bleiben.
Konnten wir bei den anfänglich produzierten Prescott-Prozessoren Tcontrol noch keinen Nutzen attestieren, sieht das heute anders aus. Die ersten bei uns getesteten 90nm Prozessoren liefen binnen kürzester Zeit so hei? dass die Tcontrol Steuerung praktisch immer hinterher hinkte und durch permanentes Hochdrehen der Lüfterdrehzahl, bis eben zum Maximalwert, allenfalls attestierte, dass dieses Feature nur in der Theorie Vorteile besitzt.
Durch die aktuelleren Prozessoren hat sich hier doch einiges getan und insbesondere in diesem Test, in welchem auch unmittelbar die Extreme Edtion Versionen ohne Tcontrol zu Vergleichen herangezogen wurden, zeigten sich doch deutliche Unterschiede in der Praxis. Zu berücksichtigen ist, dass es bei Tcontrol nicht darum geht, einen möglichst niedrigen Temperaturwert zu erzielen, sondern eine gesunde Mischung aus leisem Lüftergeräusch bei gleichzeitig unkritischen Prozessortemperaturen.
| Idle-Temperatur [°C] | Lüfterdrehzahl [UpM] | Last-Temperatur [°C] | Lüfterdrehzahl [UpM] |
Pentium 4 3,46 EE | 30 | 1087 | 47 | 2510 |
Pentium 4 3,40 EE | 32 | 1240 | 48 | 2524 |
Pentium 4 570J (3,8 GHz) | 38 | 1087 | 63 | 2133 |
Pentium 4 560 (3,6 GHz) | 50 | 1096 | 66 | 2262 |
Pentium 4 660 (3,6 GHz) | 32 | 1066 | 60 | 1713 |
Pentium 4 3,73 EE | 40 | 1019 | 62 | 1726 |
Wie unschwer zu ersehen ist, dreht bei den beiden 130nm Extreme Edition Versionen der Lüfter höher, als bei den 90nm Kandidaten. Bei 2500 Umdrehungen pro Minute darf man den Intel Referenzlüfter durchaus als lärmend bezeichnen. Er ist in diesem Stadium noch nicht über die Maßen laut, aber er ist deutlich wahrnehmbar. Bei 2100 UpM ist der Lüfter dagegen (subjektiv) noch als angenehm zu bezeichnen und bei 1700 UpM - im geschlossenen Gehäuse - ist der Lüfter nicht mehr auszumachen. Bei den Idle Drehzahlen von 1000 - 1200 UpM gilt diese übrigens auch für den offenen Teststand.
In Zusammenhang mit dem Gehäuseeinsatz darf noch einmal erwähnt werden, dass Intel bei seinen 90nm Prozessoren die strikte Vorgabe macht, dass die Lüfteransaugtemperatur der Luft 38°C nicht überschreiten darf.
Betrachten wir uns nun die vorstehende Tabelle in Ruhe, so erkennen wir, dass sich die Prozessoren teils sehr unterschiedlich verhalten. Nun, einerseits darf man nicht vergessen, dass es bei der Herstellung immer eine gewisse Streubreite gibt, dass es Unterschiede bei Prozessoren unterschiedlicher Produktionszeiten gibt, dass den Prozessoren von Hause aus unterschiedliche Kernspannungen zustehen und dass teilweise komplett unterschiedliche Methoden des Energiesparens im Idle-Mode gibt.
Nehmen wir uns den P4 570J, so kommt hier im Idle Mode C1E zum Einsatz. Der Multiplikator wird im lastfreien Betrieb auf 14 zurück gefahren und die Kerntemperatur abgesenkt. Nehmen wir uns den Pentium 4 660, so kommt hier natürlich EIST zum Einsatz, welches im reinen Idle-Betrieb auf dem Desktop gleich verfährt, wie C1E.
Bei unserem betagten Modell des P4 560 kommt keine dieser Methoden zum Einsatz. Bedingt dadurch und durch die ältere Herstellung (älteres Stepping) präsentieren sich hier satte 50°C im ruhenden Desktopbetrieb. Dagegen treffen wir mit dem neuen 3,73 GHz Extreme Edition mit 40°C ebenfalls noch einen relativ hohen Wert im Ruhebetrieb an. Dies rührt daher, dass Intel diesem Kandidaten weder EIST, noch C1E mit auf den Weg gab (geben konnte?).
Von den Prescott Modellen lassen sich dann im Lastbetrieb die neuen Modelle 660 und 3,73 EE am besten, bei gleichzeitig geringster Lüfterdrehzahl kühlen. Dies darf man neben der Fertigung mit großer Sicherheit auf den auf 2 MB angewachsenen Cache zurückführen. Dadurch wurde die zu kühlende Kernfläche gesteigert (ohne da?der zusätzliche Cache seinerseits die Verlustleistung erwähnenswert steigerte) und die Temperaturen lassen sich besser abführen.
Abschließend wollen wir noch ein Wort zum Intel boxed Kühler verlieren, welcher uns in einer aktuellen Version für den Pentium 4 3,73 Extreme Edition zuging. Dieser unterscheidet sich im Kühlblock optisch mehr oder minder kaum vom uns vorliegenden Referenzmodell, verfügt aber über einen anderen Lüfter. Trotz aufgetragenem Silber-Wärmeleitpad konnte diese Variante die ermittelten Temperaturen des Referenzmodells nicht halten.
Der 3,73 EE wurde unter Last 65°C hei? bei etwas lauterem, doch noch immer akzeptablem Betriebsgeräusch. Grundlegend darf man also erneut attestieren, dass der boxed Lüfter prinzipiell ausreichend zur Kühlung der aktuellen Pentium 4 Prozessoren ist, wenn auch das Umfeld im Gehäuse stimmt (Stichwort Luftansaugtemperatur) - der Weißheit letzter Schluss ist er aber sicherlich nicht.